Die Systembiologie des Vergessens

Erinnerungen abzuspeichern, ist eine herausragende Eigenschaft unseres Gehirns. Erinnerungen sind allerdings nicht in Stein gemeisselt, sondern unterliegen aktiven und passiven Zerfallsprozessen. Dieses Projekt geht das Thema «Vergessen» von verschiedenen Seiten an. Dabei werden genetische, transkriptomische und bildgebende Techniken mit Daten aus grossangelegten, quantitativen Experimenten und den bereits bekannten theoretischen Kenntnissen verknüpft.

Für das Überleben und die Anpassung an die sich ständig verändernde Umweltbedingungen ist die Fähigkeit, Erinnerungen abzuspeichern, essentiell. Allerdings ist es ebenso wichtig, Erinnerungen, die nicht mehr gebraucht werden oder die nicht mehr relevant sind, löschen zu können. Erstaunlicherweise wissen wir wenig über die aktiven Prozesse, die dem Phänomen «Vergessen» zugrunde liegen. Andererseits gelten der passive Verfall von Erinnerungen und die gegenseitige Beeinflussung neuer und alter Erinnerungen als notwendige Eigenschaften der zugrundeliegenden Netzwerke.

Mögliche medizinische Erklärungen

Das Verständnis und das Aufarbeiten der für das Vergessen verantwortlichen aktiven neuronalen und genetischen Prozesse aus systembiologischer Sicht eröffnen neue Wege für einen künftigen, medizinischen Einsatz. Das Vergessen spielt in unserer immer älter werdenden Gesellschaft eine zunehmend wichtige Rolle - auch wenn das Vergessen nicht nur als eine Belastung, die medizinisch behandelt werden muss, sondern auch als ein weiser Anpassungsversuch der Natur, gewertet werden kann.

Interdisziplinärer Ansatz

In dem Institutionen-übergreifenden SynaptiX Forschungsprojekt werden wir die Biologie des Vergessens systematisch und interdisziplinär untersuchen, indem wir theoretische Kenntnisse, quantitative Verhaltensexperimente, Gentechnologie, Sequenzierung der nächsten Generation und hochauflösende Mikroskopie verknüpfen.

Stand: Juni 2013