Systembiologie
Die Sprache des Lebens
Systembiologie lässt sich als Versuch verstehen, die Sprache des Lebens zu lernen. Und das ist viel mehr, als einen Satz oder ein Buch zu buchstabieren. Denn nur wer die Worte kennt, versteht die Sätze, und nur, wer die Sätze versteht, dem erschliesst sich der Inhalt eines Buches.
Übersetzt in sprachwissenschaftliche Begriffe erforscht die Systembiologie die Semantik, die Syntax und die Grammatik der biologischen Sprache. Dabei entspricht einem Wort ein Eiweiss, einem Satz ein Stoffwechselpfad und der Inhalt oder Sinn des Buches würde sämtliche Wechselwirkungen in einer Zelle umfassen.
Interdisziplinarität als Grundvoraussetzung
Die Sprache des Lebens zu lernen ist ambitiös, und Biologen und Biologinnen werden das alleine nicht schaffen. Ähnlich wie vor einem halben Jahrhundert,
als Physiker wie Francis Crick die Biologie revolutionierten – zusammen mit dem Biologen James Watson klärte er die Struktur des Erbmaterials DNA auf –, ist auch die Systembiologie auf die Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern aus anderen Disziplinen angewiesen.
Vom Modell zur Wirklichkeit
Eine zentrale Rolle wird dabei die mathematische Modellierung von biologischen Abläufen und Prozessen spielen. Auf diese Weise entsteht ein Wechselspiel zwischen Theorie, Beobachtung und Experiment, das in der Physik seit Jahrhunderten neue Erkenntnisse ermöglicht.
Biologische Funktionen und Prozesse haben immer eine Herkunft – die Evolution. Dies bedeutet: Die Sprache des Lebens und somit die Lebewesen können Systembiologinnen und -biologen nur dann wirklich verstehen, wenn sie beide als Ergebnisse der Evolution betrachten.