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Studieren verlängert das Leben von Nichtrauchern
Pro Jahr Hochschulstudium, verlängert sich das Leben um ein Jahr. Das haben Wissenschaftler im Rahmen der Forschungsinitiative SystemsX.ch herausgefunden. Wer dabei jedoch raucht, macht den Effekt gleich wieder zunichte.
Wissenschaftler des Universitätsspitals Lausanne (CHUV) und des SIB Schweizerischen Instituts für Bioinformatik haben im Rahmen der Initiative SystemsX.ch das Rezept für ein langes Leben entdeckt. Dazu haben sie die Gene, Lebensumstände und die Lebenserwartung von 600'000 Menschen miteinander verglichen. Demnach ist einer der wichtigsten lebensverlängernden Faktoren, wie viel Zeit jemand mit dem Studium an einer Hochschule verbracht hat. Die Statistik zeigt, dass pro Studienjahr die Lebenserwartung um ein Jahr steigt.
«Der Bildungsgrad einer Person steht stellvertretend für seinen gesellschaftlichen und finanziellen Status. Gebildete und vermögende Leute haben einen besseren Zugang zu sportlichen Aktivitäten, sie sind gesundheitsbewusster und gehen darum auch öfters zum Arzt. Zudem haben sie einen besseren Zugang zum Gesundheitssystem, indem sie sich beispielsweise privat versichern lassen», sagt der Studienleiter Zoltán Kutalik, Biostatistiker am CHUV und Gruppenleiter am SIB. Allerdings stimmt die Formel nur bis zum Doktoratsstudium (PhD). Aus der Statistik lässt sich nicht schliessen, ob jene die noch weiter studieren, ihr Leben noch weiter verlängern. Professoren leben also nicht ewig.
7 Jahre für Rauchstopp
Kutalik und seine Kollegen schauten sich auch den Effekt des Rauches an. Ihre Resultate zeigen, dass ein Päckchen pro Tag die Lebenserwartung um ganze 7 Jahre verkürzt. Die gute Nachricht: Raucher, die irgendwann im Leben ihrer Sucht abschwören, leben fast genauso lange wie Menschen, die gar nie geraucht haben. Das heisst, wer mit rauchen aufhört, schenkt sich 7 Jahre seines Lebens.
Übergewicht: 2 Monate für 1 Kilo
Einen weniger grossen Einfluss hat das Übergewicht auf die Lebenserwartung. Pro Kilogramm Gewicht, das man verliert, verlängert sich das Leben um nur zwei Monate. Wer sein Gewicht also von 90 Kilogramm auf 80 reduziert, bekommt dafür etwas mehr als eineinhalb Jahre geschenkt. Diese Korrelation gilt jedoch nur für einen Body-Mass-Index (BMI) zwischen 23 und 28 (übergewichtig ist man ab einem BMI von 25). «Wir vermuten, dass sich der lebensverkürzende Effekt von Übergewicht verkleinert, je mehr Übergewicht man hat», sagt Kutalik. Das heisst, es ist weniger schlimm, sein Gewicht von 120 auf 130 Kilogramm zu erhöhen, als von 70 auf 80 Kilogramm aufzustocken.
Lebensumstände sind wichtiger als Gene
Die Forscher haben auch zwei neue Gene identifiziert, die bei der Lebenserwartung eine Rolle spielen. Das erste mit dem komplizierten Namen HLA-DQA1/DRB1 hilft dem Immunsystem Bedrohungen wie Bakterien oder Viren zu bekämpfen. Wer eine bestimmte Variante dieses Gens besitzt, lebt durchschnittlich ein halbes Jahr länger.
Das zweite Gen ist für den Cholesterinwert im Blut mitverantwortlich. Es kommt in zwei Varianten vor: eine erhöht den Cholesterinwert, die andere senkt den Cholesterinwert. Wer Träger des Letzteren ist, lebt durchschnittlich 8 Monate länger.
Gesamthaft sind heute rund zwanzig Gene bekannt, die für die Lebenserwartung mitverantwortlich sind und viele weitere werden zurzeit erforscht. Insgesamt lässt sich die unterschiedliche Lebenserwartung jedoch nur zu einem Viertel durch das menschliche Erbgut erklären. Die anderen drei Viertel gehen auf das Konto der Lebensumstände wie Bildung, rauchen, Übergewicht und weitere Umweltfaktoren.
Literatur:
Peter K. Joshi et al. (2017) Genome-wide meta-analysis associates HLA-DQA1/DRB1 and LPA and lifestyle factors with human longevity. Nature Communications. DOI:10.1038/s41467-017-00934-5
Kontakt:
Zoltán Kutalik, Universitätsspital Lausanne (CHUV)/Universität Lausanne / SIB Schweizerisches Institut für Bioinformatik, +41 21 314 67 50, zoltan.kutalik(at)unil.ch